Adolf Höfer ist ein wichtiges Mitglied der Künstlergruppe „Scholle“, der er von der Gründung 1899 bis zur Auflösung 1911 angehörte, auch wenn er sich nur sporadisch an den gemeinsamen Ausstellungen beteiligte. Höfer war auch Lehrer an der Münchner Damenakademie. Die etwa 70 bekannten Gemälde und 40 Grafiken sind zumeist im Privatbesitz.

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In den Sommermonaten der 1890er bis 1910er Jahre zogen die Maler mit ihren Modellen aus den Städten hinaus aufs Land, um plein air zu malen.&nbsp;Sie suchten die ländliche Idylle reizvoller Landschaften. Besonders Seen und das Voralpenland erschienen auf Grund der Lichtverhältnisse attraktiv. Uferlandschaften mit Baumbestand boten attraktive Motive, um Licht- und Schattenspiel und die Spiegelung oder Bewegung auf der Wasseroberfläche einzufangen.Die ausschließlich weiblichen Modelle, junge Frauen aus dem Umkreis der Maler, sind eindeutig als Städterinnen zu identifizieren.In ihrem hellen Sonntagskleid und dem Florentinerhut aus Stroh, gebunden mit einer langen Schleife, wahlweise mit Blumenschmuck, wird die Dame als Vertreterin des Bürgertums repräsentiert. Es könnte sich um einen sonntäglichen Aufenthalt auf dem Lande handeln. Diese Malausflüge fanden bevorzugt im Frühjahr oder Sommer statt.Beim Malen vor der Natur spielt natürlich auch das Wetter eine Rolle, das von den Malern sorgfältig wiedergegeben wurde. So wird auf den Gemälden deutlich, ob es sich um Eindrücke sommerlicher heißer Tage oder um eine trübe, graue Stimmung handelt.Das Motiv des Bootes, Requisit einer beliebten Freizeitbeschäftigung junger Paare, ist besonders attraktiv. Neben der Spiegelung des Ufers im Wasser ist dabei auch die Bewegung, ausgelöst vom Schaukeln des Kahns auf dem Wasser, ein reizvolles Bildmotiv.„Ähnlich wie Putz zeigt auch Höfer meist nur einen kleinen Ausschnitt der Szene: Er konzentriert sich ganz auf die Dame, den Kahn und ihr Sonntagskostüm und das den Kahn umspielende Wasser. Es ist ihm nicht wichtig, den Ort des Geschehens identifizierbar zu machen. Er strebt nicht mehr, wie die Maler des Realismus, an, eine Szene naturgetreu und realistisch darzustellen, sondern möchte nach dem Vorbild &nbsp;der Impressionisten eine Stimmung […] wiedergeben“ (Brehmer, S. 26).Es ist zu vermuten, dass Adolf Höfer zusammen mit anderen „Scholle“-Malern arbeitete. Die Motive und teilweise auch die Modelle weisen durchaus eine gewisse Ähnlichkeit auf.Simone Brehmer führt in ihrem Buch über Adolf Höfer drei Versionen desselben Motivs auf.Zunächst ein kleinformatiges Bild, bei dem das Gesicht der Dame nur schemenhaft zu erkennen ist und in dem der Winkel des Kahns diagonal zu den Bildecken verläuft. Ihre Annahme, dass es sich dabei um eine Ölskizze, die vor Ort entstanden ist, handelt, ist durchaus plausibel. Die Lichtstimmung erscheint gräulich mit einzelnen hellen Flecken, so als ob die Sonne an einem trüben Tag durch die Wolkenlücken hindurchbricht. &nbsp;<figure class="image"><img src="https://adm.kuk.art/uploads/Adolf_Hoefer_Dame_im_Kahn_um1910_Oel_auf_Leinwand_46_5x65cm_Privatbesitz_c65ef22c90.jpeg"><figcaption>Adolf Höfer, Dame im Kahn, um 1910, Öl auf Leinwand, 46,5 x 65 cm, Privatbesitz&nbsp;</figcaption></figure>Anscheinend hat Höfer dieses Bildmotiv dann im Atelier in einer detaillierteren Ausführung und in einem deutlich größeren Format umgesetzt. Während er die Haltung des Modells beibehält, wählt der Maler nun einen steileren Winkel bei der Positionierung des Kahns. Das Gesicht der Bildfigur, das dem Betrachter über die Schulter zugewandt ist, ist klar erkennbar.&nbsp;Neben diesem für Höfer auffallend großen Gemälde existiert noch eine weitere Version, eher mittelformatig und etwas gröber in der Malweise, vermutlich also eine Kopie oder Adaption.Im Nachtrag von 2020 zum Katalog veröffentlichte Höfers Nachkomme, Frohmut Gerheuser, eine weitere Version, die ganz offensichtlich auf dieselbe Vorlage zurückgeht.Die Wellenformation, die der Kahn am linken Rand erzeugt und die Ufervegetation am rechten Bildrand sind fast identisch mit den oben genannten ersten beiden Versionen, ebenso wie die Haltung des Modells, das Kleid, der Sonnenhut und die bunte Stola. Interessant ist aber, dass das sehr fein ausgearbeitete Gesicht deutlich individuelle Züge aufweist und das Bild „Frau Kayser im Kahn“ benannt ist. Ihre Züge sind fein, die Augen hell, die Nase schmal und leicht gebogen, die Lippen geschwungen.In allen Versionen liegt der Kahn am Ufer, die Ruder sind ins Wasser getaucht. Die junge Frau bleibt passiv, sie scheint zu warten bis ihr männlicher Begleiter sie auf den See hinaus rudert, wo sie beide allein sein können.<figure class="image"><img src="https://adm.kuk.art/uploads/Adolf_Hoefer_Dame_beim_Ruderboot_um1910_Oel_auf_Leinwand_63_5x46cm_Privatbesitz_2172443930.png"><figcaption>Adolf Höfer, Dame beim Ruderboot, um 1910, Öl auf Leinwand, 63,5 x 46 cm, Privatbesitz</figcaption></figure>Noch vor dem Einsteigen ins Boot, das offenbar am Ufer vertäut ist, sehen wir dieselbe junge Dame wie in den ersten drei Versionen unter den weit überhängenden grünen Zweigen eines Baumes. Sie trägt das gleiche weiße Kleid, den Florentinerhut und hat die bunte Stola über den rechten Arm gelegt. In der Hand hält sie einen dunklen Sonnenschirm, der zusätzlichen Schatten spendet. Deutlich ist das Gesicht, umrahmt von dem in der Mitte gescheitelten braunen Haar, mit den dunklen, weit auseinanderliegenden Augen und der eher rundlichen Nase erkennbar.&nbsp;Alle diese Gemälde Höfers sind locker in der Malweise, sie folgen dem Vorbild des Impressionismus.&nbsp;Auch Höfers „Scholle“-Kollegen Franz Wilhelm Voigt und vor allem Leo Putz - dieser jedoch deutlich variantenreicher - widmeten sich um 1910 diesem Thema. &nbsp;<figure class="image"><img src="https://adm.kuk.art/uploads/Leo_Putz_Im_Kahn_1911_Oel_auf_Leinwand_140x150cm_Sammlung_Unterberger_2b61708988.jpg"><figcaption>Leo Putz, Im Kahn, 1911, Öl auf Leinwand, 140 x 150 cm, Sammlung Unterberger, © Sammlung Unterberger</figcaption></figure> &nbsp;

Eines der typischen Motive der „Scholle“-Maler ist die ‚Dame im Kahn‘. Es nimmt das Sujet der weiblichen Figur in der Landschaft auf. 

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Dame im Kahn

Künstler

Adolf Höfer

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