
Adolf Höfer
1869 - 1927Adolf Höfer ist ein wichtiges Mitglied der Künstlergruppe „Scholle“, der er von der Gründung 1899 bis zur Auflösung 1911 angehörte, auch wenn er sich nur sporadisch an den gemeinsamen Ausstellungen beteiligte. Höfer war auch Lehrer an der Münchner Damenakademie. Die etwa 70 bekannten Gemälde und 40 Grafiken sind zumeist im Privatbesitz.Lesen Sie die Vita von Adolf Höfer hier
Adolf Höfer und Holzhausen
Metier:
Malerei
In Holzhausen:
1890 - 1895
Mitarbeit:
Künstlervereinigung Scholle
Mitarbeit:
Zeitschrift „Jugend”Zeitschrift „Simplicissimus”
Kunstwerke & Geschichten
Adolf Höfer in den Zeitschriften Jugend und SimplicissimusAdolf Höfer war nur zweimal - 1898 - in der satirischen Wochenschrift Simplicissimus vertreten, aber er war ein Jugend-Mitarbeiter der ersten Stunde. Bereits im Gründungsjahr (1896) lieferte er zwei Beiträge mit Märchenmotiven.
Dame im KahnEines der typischen Motive der „Scholle“-Maler ist die ‚Dame im Kahn‘. Es nimmt das Sujet der weiblichen Figur in der Landschaft auf.
Das Grab von Georg Pfeil in CominesAdolf Höfer, der selbst als Soldat von Beginn an im Ersten Weltkrieg kämpfte, widmete seinem gefallenen Künstlerkollegen Georg Pfeil (1891-1915) eine Zeichnung, die 1916 in der Zeitschrift Jugend erschien.
Adolf Höfer in DachauDen bislang einzigen Beweis für einen Aufenthalt Höfers in Dachau liefert die am 9. November 1895 eingegangene Bestellung beim Münchner Farbhersteller Richard Wurm.
Adolf Höfer und die Damenakademie des Münchner KünstlerinnenvereinsZwischen 1906 und 1920 unterrichtete Adolf Höfer an der Damenakademie in München. Diese Lehrtätigkeit war für Höfer nicht nur eine regelmäßige Einkommensquelle, sondern auch eine bereichernde Aufgabe.
Adolf Höfers SkizzenbücherNach dem Tod des Malers Adolf Höfer wurden in dessen Atelier zwei Skizzenbücher gefunden.
Bildnis einer jungen DameNeben den Selbstbildnissen, dem Herrenporträt und einem Porträt seines Neffen Frank malte Adolf Höfer eine Anzahl von Frauenbildnissen.
Adolf Höfer und der KunsthandelIm Kunsthandel scheint Adolf Höfer kaum vertreten gewesen zu sein.
Der weltgewandte Adolf HöferFrohmut Gerheuser schildert seinen Großonkel Adolf Höfer als weltgewandten Mann.
Er erhielt am Münchner Maximiliansgymnasium eine sehr gute Schulbildung, begeisterte sich für englische Literatur und Musik, war sportlich und liebte die Berge.
Gabelsbergerstraße 74Der Vater von Adolf Höfer erwarb mit dem Erlös aus dem offenbar erfolgreichen Verkauf seiner Landschaftsgemälde ein dreistöckiges Haus in der Gabelsberger Straße 74 in München.
ChiemseelandschaftenAdolf Höfers Vater war der Maler Heinrich Höfer (1825-1878) aus Eisfeld in Thüringen.
Heinrich Höfer erhielt zunächst eine Ausbildung als Porzellan- und Pfeifenkopfmaler und kam um 1850 nach München.
Er reüssierte als Landschaftsmaler und konnte seine Arbeiten im Stile der Münchner Schule international gut verkaufen.
Heinrich Höfer malte häufig am Chiemsee.
Akt in VerkürzungDer Maler Adolf Höfer malte vermutlich um 1900 - 1910 eine Serie von Aktdarstellungen. Damit nimmt der weibliche Akt eine wichtige Stellung innerhalb seines Gesamtwerks ein.
Porträt des Neffen Frank HöferDas Bildnis seines Neffen Frank, ein Sohn von Höfers Bruder Wilhelm, der als Arzt in Parsberg ansässig war, ist dem Spätwerk des Künstlers zuzurechnen.
ExlibrisAdolf Höfer gestaltete dieses Exlibris, eine kleinformatige Grafik, die als Eigentumsnachweis in den Buchbestand einer Bibliothek eingeklebt wurde. Gerade um die Wende zum 20. Jahrhundert waren Exlibris äußerst beliebt. Sie stellen eine eigene Gattung kleinformatiger Grafiken dar. Neben dem Motiv steht immer auch der Name des Bibliotheksbesitzers.
Diese Verbindung von Bild und Schrift ist ein häufiges Merkmal des Jugendstils. Auch die Typografie, die Höfer verwendet, eine Majuskel mit Serifen und dem langgezogenen L, das die Mittelbuchstaben des Wortes Exlibris unterstreicht, ist typisch. Sie erscheint in schwarz auf hellem Grund.
Diese Information setzt der Künstler in eine Kartusche in Form einer doppelten Schriftrolle an den unteren linken Rand. Zwischen der Bildfläche und einem zweiten umgebenden Rand findet sich rechts unten das kleine Monogramm A. H., die Signatur Höfers.
Für den Buchfreund Adolf Groche haben mehrere Künstler gearbeitet.
Die 1905 entstandene Lithographie Höfers zeigt neben einer Plakette mit dem Namenszug Adolf Groche, die mit dem dunklen Gewässer im Hintergrund kontrastiert, einen sitzenden Rückenakt an einem Bergsee.
Links wird die Komposition von einer Baumgruppe abgeschlossen, rechts ist es die Frau mit ihrem Blütenkranz im Haar, die den Vordergrund markiert.
Sie sitzt auf einer Wiese am Gestade und blickt zu den Bergen, die am gegenüberliegenden Ufer aufragen.
Text: Regina M. Fischer
HerrenporträtBemerkenswert unter den Gemälden von Adolf Höfer ist ein repräsentatives „Herrenporträt“ aus dem Jahr 1912. Das Mittelformat sticht innerhalb seines Schaffens schon durch seine Größe hervor.
Dargestellt ist ein eleganter Herr mittleren Alters. Er trägt einen hellen Anzug, ein blütenweißes Hemd und ein passendes Einstecktuch. Das gekonnt gebundene Plastron ist mit einer goldenen Nadel geschmückt. Der Porträtierte ist als Dreiviertelfigur, sitzend mit übereinander geschlagenen Beinen gegeben.
Die Arme sind vor der Brust verschränkt. Seine gelassen souveräne Haltung, die goldene Zigarettenspitze in der Linken und der goldene Siegelring verleihen dem Herrn die Attitüde eines Gentleman.
Die Bildfigur nimmt fast den gesamten Bildraum ein, sie gewinnt dadurch und durch den ruhig auf den Betrachter gerichteten Blick eine hohe Präsenz.
Interessant ist auch die pastellige, für ein Männerbildnis unerwartete zarte Farbigkeit.
Höfer baut alle Bildpartien, den Hintergrund, ebenso wie den Anzug des Porträtierten und das Inkarnat, aus denselben Farben, nur in unterschiedlicher Gewichtung, auf.
Fleckig setzt er einen Rosaton, helles Blau, das zuweilen in ein zartes Flieder spielt, und frische Grünnuancen nebeneinander.
Das wirkt einerseits modern. Höfer schöpft aus der Erfahrung des Impressionismus, dass Bildgegenstände, besonders weiße Stoffe, aber auch die menschliche Haut, unter einem spezifischen Lichteinfluss die Farbigkeit der Umgebung aufnehmen.
Aber es gibt in der Kunstgeschichte auch noch einen weiteren historischen Diskurs, den Höfer, der zu dieser Zeit ja an der Münchner Damenakademie unterrichtete und sich vielleicht auch mit Kunsttheorie befasst hat, möglicherweise interessiert haben könnte.
Kunsthistoriker wie Hans Sedlmayer, Martin Warnke oder Lorenz Dittman, haben sich mit den kunsttheoretischen Schriften des Barockmalers Peter Paul Rubens beschäftigt und eine Beobachtung eingeordnet, die im Rubenssaal der Alten Pinakothek in München jedem ins Auge fällt.
Rubens kannte das Geheimnis, das Inkarnat aus den drei Grundfarben Gelb, Rot und Blau oder in Rosa-, Hellblau- und Gelbnuancen aufzubauen, um eine möglichst überzeugende Lebendigkeit zu erreichen. Diese Allfarbigkeit oder panchromatische Malweise sollte es ermöglichen, lebendiges, atmendes Fleisch darzustellen und den Eindruck vermitteln, dass das Blut in den bläulich hervortretenden Adern pulsiert (Dittmann S. 48, 55, 67).
Hautfarbe mittels eines Drei-Farben-Akkords zu erschaffen, bezeichnet man als eine pantochrome Farbgebung.
Der Maler Adolf Höfer verwendet denselben Lilaton für die Konturen und sein Monogramm A. H. mit der Datierung VI 12, das er, nicht unauffällig, schräg in der linken unteren Ecke platziert hat.
Text: Regina M. Fischer
Porträt von Johann Caspar HerterichAdolf Höfer hatte sich im April 1890 an der Münchner Kunstakademie in der Naturklasse von Johann Caspar Herterich (1843-1905) eingeschrieben.
Vermutlich folgte er damit dem Vorbild seines Vaters, Heinrich Höfer, der als Maler idealisierter Landschaften im Stile des Realismus erfolgreich war.
Herterich, der selbst auch an der Münchner Akademie studiert hatte, war zunächst 1882 als Hilfslehrer dort eingestellt worden und seit 1884 Professor für Landschaftsmalerei.
Bei ihm erhielt Adolf Höfer erste Grundlagen der klassischen Landschaftsmalerei, ehe er um 1893 in die Klasse von Prof. Paul Hoecker wechselte, der mit seinen Studenten direkt vor der Natur malte.
Offenbar bestand der Kontakt zu seinem ersten Lehrmeister auch noch nach der Studienzeit weiter.
Mit breiten lockeren Pinselstrichen gibt Höfer das Gesicht und die Schulterpartie Herterichs wieder. Er wählt also den Bildausschnitt einer Büste, eine typische Form für Porträts.
Der zweiundsechzigjährige Maler hat lange Haare. Ein Backenbart umrahmt das leicht eingefallene Gesicht. Sein Blick scheint gedankenverloren. Bis auf wenige Akzente, wie einem verhaltenen Rotton zur Modellierung des Gesichts und einem wässrigen Blau der Pupillen, bleibt die Farbigkeit auffallend verhalten.
Höfer verzichtet auf die detaillierte Wiedergabe der Umgebung, lediglich ein Sims oder der untere Teil eines Rahmens, der sich auf Kinnhöhe hinter dem Dargestellten befindet, teilt das Bild horizontal in der Mitte.
Durch die lockere, skizzenhafte Malweise und den Verzicht auf Detailgenauigkeit weist die Bildfigur nur eine geringe Plastizität auf, ebenso ist die Raumtiefe weitgehend aufgegeben.
Höfer signiert das Bild unten rechts mit roter Farbe, die er mit dem Pinsel aufträgt und auf den 5. August 1905 datiert. Seine Ölskizze entstand also nur wenige Wochen vor Herterichs Tod am 26. Oktober desselben Jahres.
Sein Nachfahre und Biograf schreibt zu diesem Bild: „[] die Porträtskizze Johann Kaspar [sic]Herterichs, seines verehrten Lehrers an der Münchner Kunstakademie [...]….Adolf Höfer hatte ihn kurz vor seinem Tod mit allem Respekt gemalt“ (Gerheuser, S. 2).
Text: Regina M. Fischer
WinterlandschaftIm Zuge des Realismus und der Plein Air Malerei geriet das Thema der Jahreszeiten erneut in den Fokus der Maler und entwickelte sich zu einem autonomen Sujet. Die Jahreszeitenmotive zu Beginn des 20. Jahrhunderts stehen natürlich nicht mehr in der Tradition der „Monatsbilder“ am Beginn der Neuzeit.
Sie sind auch keine Vanitassymbole oder Allegorien auf Leben und Vergehen, wie in der niederländischen Landschaftsmalerei des Barock, sondern zeigen als real beobachteter Zustand die Natur und besondere Lichtstimmungen.
Besonders schneebedeckte Felder und das Variieren der Weißtöne bzw. das Spiel von Licht und Schatten auf einer Schneefläche üben eine besondere Faszination aus. Ähnlich wie der weiße Stoff eines Kleides oder eines Tischtuchs unter Bäumen spiegelt der Schnee die farbigen Reflexe der Umgebung.
Höfer steht mit diesen Motiven in einer Traditionslinie, die von den französischen Impressionisten wie Monet, Camille Pissarro oder Alfred Sisley über den deutschen Maler Max Liebermann bis hin zu den „Scholle“-Kollegen Gustav Bechler oder Erich Erler-Samaden reicht.
Der Weg, der in einem leichten Bogen vom unteren Bildrand zu einer Baumgruppe am rechten oberen Bildbereich führt, begrenzt das weiße Feld auf der rechten Bildseite. Hier ist der Schnee schon etwas angetaut und bräunlichem Matsch gewichen.
Die Bäume im Mittelgrund trennen Vorder- und Hintergrund ab und verstellen teils den Blick auf die blauen Berge in der Ferne.
Höfers Malweise ist pastos, sein Pinselstrich ist im vorderen Bildteil breiter, was das Spiel mit Ferne und Nähe betont.
Text: Regina M. Fischer
Unter herbstlichen KastanienbäumenJahreszeitliche Stimmungen übten naturgemäß einen besonderen Reiz auf die Plein Air Maler aus.
Die Schlossanlage Schleißheim, gelegen im Norden von München, ist ein Bauensemble bestehend aus dem Alten Schloss Schleißheim, dem Neuen Schloss Schleißheim und dem Jagdschloss Lustheim.
Die Anlagen, inmitten eines ausgedehnten Parks, dienten den Kurfürsten und Königen aus dem Hause Wittelsbach von 1726 bis 1918 als Sommerresidenz.
Durch die herabhängenden Zweige des Kastanienbaumes mit seinen restlichen gelben, fünffingrigen Blättern fällt der Blick des Betrachters auf die Westseite des Neuen Schlosses. Man erkennt die Ecke, an der das erhöhte Corps de Logis und die zweieinhalbgeschossigen Seitenflügel aufeinandertreffen.
Quasi gegenläufig zu dieser Durchsicht lenkt Höfer den Betrachterblick entlang der Beete und des Rasenstreifens diagonal nach rechts hinten. Folgt man mit den Augen dem von Bäumen flankierten Weg, zieht er die Aufmerksamkeit am weitesten in die Tiefe. Dieser Tiefenzug wird durch die horizontal auf den Weg fallenden Schatten der Bäume noch verstärkt.
Höfers Malweise ist aufgelockert. In seiner Palette dominieren Grün, Violett und das Gelb der herbstlichen Blätter, wodurch ein lebendiger Kontrast entsteht.
1903 war der Schlosspark nach einer längeren Phase der Renovierung wieder für Besucher geöffnet worden.
In diesem Jahr hielt sich Leo Putz dort zu einem 6-wöchigen Malaufenthalt mit seinem Modell Veronika Kirmaier auf, für den er sich eine Malerlaubnis ausstellen lassen musste.
Aus einem Brief vom 30. Oktober 1924 geht hervor, dass Adolf Höfer fast 20 Jahre später ebenfalls in den Schleißheimer Schlossanlagen weilte.
Von Adolf Höfer sind vier im Privatbesitz befindliche Gemälde erhalten, die den herbstlichen Schlossgarten zeigen. Wann genau sie entstanden, ist jedoch unklar.
Text: Regina M. Fischer
Die GitarrenspielerinIn diesem Gemälde verknüpft Höfer Figurenbild und Interieur miteinander. Eine junge Frau sitzt im Vordergrund unmittelbar an der Bildkante und damit ganz nahe am Betrachter.
Sie trägt eine helle, hochgeschlossene Bluse mit Ballonärmeln und einen braunen Rock. Ihr dunkles Haar ist in weichen Wellen hochgesteckt.
Auf den Knien hält sie eine Gitarre. Deutlich ist zu sehen, wie sie mit der Linken am Hals des Instruments die Saiten greift und mit der rechten Hand zupft. Ihr Blick folgt den Gitarrengriffen und ist somit vom Betrachter abgewandt. Höfer zeigt sie in einem Moment konzentrierten Spiels.
Bei der Dargestellten könnte es sich um Nadine von Enckevort (1891-1973) handeln, von der in Skizzenbüchern Studien erhalten sind.
Die aus Pommern stammende Tochter aus adeliger Familie war seit März 1909 Schülerin an der Damenakademie des Münchner Künstlerinnenvereins. Dort war sie auch Schülerin von Adolf Höfer. Die Verlobung der beiden wurde, wohl auf Grund des Standesunterschieds, wieder gelöst.
Hinter der Musikerin fällt der Blick des Betrachters auf den Wohnraum mit seiner bürgerlichen Ausstattung. Ein gemusterter Vorhang in der linken oberen Ecke und die Stuhllehne und der runde Tisch, auf dem sich eine blaue Schale befindet, am rechten Rand rahmen die Szenerie. Dazwischen hängen, zum Teil von anderen Bildgegenständen überdeckt, drei Gemälde nebeneinander an der Wand. Das mittlere ist als Porträt zu erkennen.
Höfer gibt damit eine Reihe von Details wieder und deutet die Raumerstreckung zumindest an.
Zwei Diagonalen bilden die Hauptkompositionslinien. Eine Diagonale führt von der linken unteren Bildecke über die rechte Hand, die die Gitarrensaiten zupft, also den Klang erzeugt, über den Gitarrenhals die Saiten entlang und endet etwas oberhalb der Bildmitte. Eine zweite Diagonale verläuft am rechten Arm, der Schulter entlang über den Hinterkopf zu einem Bildnis an der Wand des Raumes. Der Blick des Betrachters folgt der Musikantin und ist auf sie und ihr Spiel fokussiert.
Insgesamt schafft Höfer, auch dank der geschlossenen Komposition, eine warme, anheimelnde Atmosphäre von anrührender Intimität.
Text: Regina M. Fischer