Der Münchner Maler schuf neben Landschafts- und Aktbildern vor allem Stillleben, für die er als der zweite Carl Schuch bezeichnet wurde. Seine Vorliebe und Sammelleidenschaft für asiatische Kunst kommen in seinen Bildern ebenso zum Ausdruck wie sein Humor in Aquarellen und Karikaturen für diverse Zeitschriften. Angeregt von seiner ersten Frau, der Malerin Hansl Bock, ließ er sich auch vom Ammersee zu stimmungsvollen Gemälden inspirieren.

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Der Einfluss der französischen Impressionisten, insbesondere Cézanne und Matisse, und seine Hinwendung zum Aquarell, das schnelles, konzentriertes und impulsives Arbeiten erfordert, rücken nicht nur andere Motive (Straßenszenen, Jahrmarktsansichten, Menschengruppen) in den Vordergrund, sondern lassen auch einen grundsätzlich lockeren Umgang mit den Farben erkennen.&nbsp;Bocks Palette hellt sich nicht nur auf, sie wird leuchtend und reinfarbig:&nbsp;„Die am gleichen Ort ausgestellten Aquarelle mit Pariser Motiven von Ludwig Bock (München) sind Arbeiten von sehr kultivierter, frischer Farbigkeit und einem echt französischen Elan des Vortrags, der sie Arbeiten geborener Pariser zum Verwechseln ähnlich sehen läßt.“ (Münchner Zeitung, 1913)„[…] Ludwig Bock war 1914 so expressiv wie ein Max Pechstein, doch er fand nach dem Ende dieses Jahrzehnts der Ausdruckskunst zurück zu stimmungsvollen Kompositionen klarer Licht- und Raumverhältnisse.“ (Müller-Mehlis)Die Natur- und Landschaftsdarstellungen werden in den folgenden Jahren zunehmend durch den Freilichtakt bereichert, wobei sich die weiblichen Figuren vornehmlich am Ufer aufhalten. Das Porträt seiner ersten Frau Hansl, präsentiert im Brautkleid, fällt ebenfalls in diese Schaffensphase. Sein Stil wird expressiver und die Farbgebung kontrastreicher.Bock wird sogar als junger Wilder, als Stürmer und Dränger bezeichnet, der maßgeblichen Einfluss auf die Münchner Kunstszene nehmen könnte.&nbsp; „[…] Eine bis zum Primitiven gehende Einfachheit des Motivs, wie sie von den Modernen bevorzugt wird, hindert den Maler nicht daran, den Reichtum der Natur zu spiegeln. […] Sieht man ab von den Uebertreibungen, wie sie Mode und jugendlicher Radikalismus im Werk des jungen Münchners zeitigten, so erkennt man ein Temperament und einen Könner, der innerhalb des Jung-Münchner Fortschritts eine Rolle zu spielen berufen ist. Auf eine weitere Entwicklung Bocks darf man gespannt sein.“ (Aus Leipziger Kunstsälen, 1917)<figure class="image"><img src="/uploads/Bock_Ludwig_Afrikanerinnen_signiert_dat_1924_ohne_Rahmen_web_1d40889a55.jpg"><figcaption>Ludwig Bock, Afrikanerinnen (Festzug), 1924, Öl auf Leinwand, 62,5 x 83 cm, Thoma Galerie, Starnberg</figcaption></figure>Neben der Landschafts- und Aktmalerei beschäftigt sich der Künstler immer stärker mit dem Stillleben. Diese lassen in der zweiten Dekade des 20. Jahrhunderts den Impressionismus (helle Farbigkeit, Licht, breiter Pinselstrich) noch ahnen, zeigen aber auch schon expressive Züge.&nbsp;Gegen Ende der 1920er Jahre konzentriert sich Ludwig Bock, bedingt durch seine gesundheitlichen Einschränkungen, fast ausschließlich auf das Stillleben, das letztendlich zu seinem Markenzeichen wird. Sein Stil wird ruhiger und findet somit seine Entsprechung im Motiv und in seinem Lebensstil. „Bocks Spezialität wurde im Lauf der Jahre das Stilleben, und zwar mit solcher Entschiedenheit, daß man ihn gern als den zweiten Charles Schuch bezeichnete.“ (Christlieb)Schon beim jungen Maler kann man zu Beginn des 20. Jahrhunderts das „Stillebenartige“ (Breuer) erkennen, Bock kann sich lange und liebevoll in einen Naturausschnitt versenken.In einem Interview mit Prof. Peter Breuer steht Ludwig Bock 1933 hinsichtlich seines Malvorgangs Rede und Antwort. Er grundiert seine Malgründe selbst und benutzt Berendt-Farben aus Grafrath, dessen Hersteller auch Maler und Mitglied der Secession ist und somit sein besonderes Vertrauen in Bezug auf die Inhaltsstoffe der Farben genießt. Bock malt nicht im Atelier, sondern in einem der Zimmer seiner Wohnung, weshalb ihn Breuer einen „modernen Stübchenmaler“ nennt.&nbsp;Dazu passt auch, dass er im kleinen Format bleibt. Schon für die Zusammenstellung von Blumen und Früchten und dem ein oder anderen Stück aus seiner ostasiatischen Sammlung nimmt sich der Maler viel Zeit. Lange bevor er anfängt, die Farben auf die Leinwand zu bannen, trägt er seine Farben- und Formenideen mit sich herum und malt sein Bild bereits in Gedanken. So entwickelt sich das Gemälde langsam, manchmal über einen Zeitraum von mehreren Monaten oder sogar Jahren.&nbsp; „[…] Vor allem hier verbindet er sorgfältige Kompositionen mit einer geradezu sinnlichen, dabei aber völlig unsentimentalen Malweise: Eine Schale mit Birnen etwa wirkt durch das warme gelbe Licht im Bild und durch den fein nuancierten, aber gleichzeitig großzügigen Farbauftrag so unmittelbar, dass man hineingreifen und in eine der reifen Früchte beißen möchte“, bemerkt Katja Sebald 2016 anlässlich einer Gedenkausstellung in Starnberg.<figure class="image"><img src="/uploads/3b_Ludwig_Bock_Stilllebeben_Bananen_Pfirsiche_Blumenstrauss_100x80cm_Oel_auf_Leinwand_Privatbesitz_rahmen_web_bcfb85663c.jpg"><figcaption>Ludwig Bock, Stillleben mit Bananen, Pfirsichen und Blumenstrauß, 1924, Öl auf Leinwand, 80 x 100 cm, Privatbesitz&nbsp;</figcaption></figure>Wie stark ihn das Stillleben prägt, offenbart Prof. Peter Breuer mit folgender Anekdote: „[…] sein Malen hat einen sehr privaten Charakter und bezeichnend ist, daß ein Freund sich von ihm jüngst seinen Garten malen ließ. Etwas ganz Eigenartiges wurde dieses Bocksche Bild, nämlich ein „Freilicht-Stilleben“ oder ein „Garten-Porträt“.Abschließend sollte noch Wolfgang Christliebs liebevoll-ironische Anmerkung ein Schlaglicht auf Bocks Charakter werfen und eine unkonventionelle Erklärung für dessen Liebe zu den Farben geben: „[…] Er war ein „Herr“, ein Kavalier alter Schule, und vor allem ein Mann des feinen Geschmacks, der übrigens ebenso gut kochte, wie er exquisit zu speisen verstand. Seine Freunde meinten, daß er deswegen so gerne Stilleben malte, weil er darauf seine Leckerbissen anbringen konnte. In Wahrheit diente ihm das Kostbare der Oberfläche, das seidige und glänzende als Anreiz, seine Farben zu behandeln, als wären sie Delikatessen. Wer sich jedoch die Landschaften von Bock genauer anschaut, der sieht hier denselben feinen und entschiedenen Farbsinn am Werk, eine echt impressionistische Palette, die sich Paris als Vorbild genommen hat.“&nbsp;

Den Beginn von Ludwig Bocks künstlerischer Entwicklung kennzeichnen Tierdarstellung und Landschaftsmalerei, welche die Einflüsse seiner Lehrer von Zügel und Buttersack offenbaren. Der junge Maler bleibt dabei weitgehend in der figürlichen Darstellung. Dies ändert sich mit seiner Reise nach Paris, die eine grundlegende Zäsur in seinem Schaffen markiert. 

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Vom wilden Ausdruckskünstler zum zweiten Carl Schuch

Künstler

Ludwig Bock

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