Die Gitarrenspielerin

Adolf Höfer, Die Gitarrenspielerin, o. J., Öl auf Leinwand, 48,5 x 38,5 cm, Privatbesitz
In diesem Gemälde verknüpft Höfer Figurenbild und Interieur miteinander. Eine junge Frau sitzt im Vordergrund unmittelbar an der Bildkante und damit ganz nahe am Betrachter.Sie trägt eine helle, hochgeschlossene Bluse mit Ballonärmeln und einen braunen Rock. Ihr dunkles Haar ist in weichen Wellen hochgesteckt.Auf den Knien hält sie eine Gitarre. Deutlich ist zu sehen, wie sie mit der Linken am Hals des Instruments die Saiten greift und mit der rechten Hand zupft. Ihr Blick folgt den Gitarrengriffen und ist somit vom Betrachter abgewandt. Höfer zeigt sie in einem Moment konzentrierten Spiels.Bei der Dargestellten könnte es sich um Nadine von Enckevort (1891-1973) handeln, von der in Skizzenbüchern Studien erhalten sind. Die aus Pommern stammende Tochter aus adeliger Familie war seit März 1909 Schülerin an der Damenakademie des Münchner Künstlerinnenvereins. Dort war sie auch Schülerin von Adolf Höfer. Die Verlobung der beiden wurde, wohl auf Grund des Standesunterschieds, wieder gelöst.Hinter der Musikerin fällt der Blick des Betrachters auf den Wohnraum mit seiner bürgerlichen Ausstattung. Ein gemusterter Vorhang in der linken oberen Ecke und die Stuhllehne und der runde Tisch, auf dem sich eine blaue Schale befindet, am rechten Rand rahmen die Szenerie. Dazwischen hängen, zum Teil von anderen Bildgegenständen überdeckt, drei Gemälde nebeneinander an der Wand. Das mittlere ist als Porträt zu erkennen.Höfer gibt damit eine Reihe von Details wieder und deutet die Raumerstreckung zumindest an.Zwei Diagonalen bilden die Hauptkompositionslinien. Eine Diagonale führt von der linken unteren Bildecke über die rechte Hand, die die Gitarrensaiten zupft, also den Klang erzeugt, über den Gitarrenhals die Saiten entlang und endet etwas oberhalb der Bildmitte. Eine zweite Diagonale verläuft am rechten Arm, der Schulter entlang über den Hinterkopf zu einem Bildnis an der Wand des Raumes. Der Blick des Betrachters folgt der Musikantin und ist auf sie und ihr Spiel fokussiert. Insgesamt schafft Höfer, auch dank der geschlossenen Komposition, eine warme, anheimelnde Atmosphäre von anrührender Intimität.Text: Regina M. Fischer
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